Viva Chiba! The Bodyguard (1976)
Ein Film von Ryuichi Takamori, Simon Nuchtern
Bewertung: 3 von 10 Punkten = Schlecht!
Karate Kiba
Genre: Exploitation, Karatefilm
Regie: Ryuichi Takamori, Simon Nuchtern
Darsteller: Sonny Chiba, Mari Atsumi, Eiji Go, Ryohei Uchida, Hideo Murota, Rin'ichi Yamamoto, Masutatsu Oyama, Aaron Banks, Judy Lee, Billy Louie
Drehbuch: Ikki Kajiwara
Kamera: Yohio Najakima, Joel Sharpio
Musik: Maurice Sarli
Toei Company Nippon-America Productions, 87 Minuten, Color
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Karate Kiba
Genre: Exploitation, Karatefilm
Regie: Ryuichi Takamori, Simon Nuchtern
Darsteller: Sonny Chiba, Mari Atsumi, Eiji Go, Ryohei Uchida, Hideo Murota, Rin'ichi Yamamoto, Masutatsu Oyama, Aaron Banks, Judy Lee, Billy Louie
Drehbuch: Ikki Kajiwara
Kamera: Yohio Najakima, Joel Sharpio
Musik: Maurice Sarli
Toei Company Nippon-America Productions, 87 Minuten, Color
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Selbst der größte Sonny Chiba-Fan muss sich eingestehen, dass jene japanischen Karatefilme, welche ihn oder Etsuko Shihomi in der Hauptrolle hatten, qualitativ gegenüber dem Rest der japanischen Filmproduktionen deutlich abfallen. Abgesehen von dem grenzgenialen The Street Fighter, der allerdings auch alles andere als ein Glanzlicht der Drehbuchkunst ist, zeichnen sich viele dieser Karatefilme durch ein Nichts an Story, platte Charakterzeichnung und überraschend schlechte Bilder aus. Letzteres ist besonders überraschend, da doch selbst die miesesten japanischen Exploitation-Filmen der 1970er Jahre in der Regel noch kompetente Cinematographie vorweisen können.
Vielleicht liegt dies an den niedrigen Budgets, vielleicht an der Intention der Produzenten, den Stil der trashigen Kung-Fu-Filme aus Amerika zu imitieren, um mehr Kasse zu machen, vielleicht auch an der Unfähigkeit der unerfahrenen Regisseure, von denen der Toei-Routinier Shigehiro Ozawa noch bei weitem der talentierteste ist. Der Grund liegt wohl in einer Kombination aus allen drei Faktoren begraben, zumindest könnte man dies glauben, wenn man sich krude Kost, wie diese amerikanisch-japanische Koproduktion zu Gemüte führt.
Ein Film, dessen Höhepunkt ein zu Anfang zitierter, ironisch abgewandelter Bibelvers Ezekiel 25:17 ist. Ein Vers, welchen Regisseur Quentin Tarantino übernahm, um ihn seinem Jules Winnfield aus Pulp Fiction in den Mund zu legen, bevor dieser seine Opfer ins Jenseits beförderte...
Story:
Nachdem der Karatemeister Chiba (Sonny Chiba) auf einem Flug mehrere Gangster erledigt, die das Flugzeug überfallen wollten, kündet er in einer Pressekonferenz dem organisierten Drogenhandel den Kampf an und bietet sich als Bodyguard für jeden an, der Informationen über die Aktivitäten der Drogenbarone bieten kann. Schnell wird er von der geheimnisvollen Raiko kontaktiert, die Chiba um seinen Schutz bittet und wertvolle Informationen bereit hält. Doch die Frau und ihr Liebhaber Takami (Ryohei Uchida) scheinen weitaus mehr Geheimnisse zu haben, als sie preiszugeben bereit sind. Außerdem haben sich auch diverse Gangster (u.a Rin'ichi Yamamoto, Hideo Murota) an die Spuren der Gruppe geheftet und verlangen um jeden Preis, an den Inhalt eines geheimnisvollen Koffers zu gelangen.
Kritik:
Die ersten 10 Minuten dieses Versuchs, den Chiba-Klassiker „The Bodyguard“ von 1973 zu amerikanisieren, sind auch gleich die Höhepunkte des gesamten Films. In einer hemmungslos schlecht gespielten und inszenierten Sequenz folgen wir dem realen Karatemeister Aaron Banks, der in seiner berühmt gewordenen Karateschule an der Times Square gemeinsam mit einem anderen Kampfsportler diskutiert, ob Sonny Chiba oder Bruce Lee der bessere Kämpfer ist. Die Sequenz, garniert mit einer erbärmlich choreographierten Kampfszene, ist kurios schlecht gespielt und noch mieser inszeniert und bietet ein eindrucksvolles Beispiel, wieso ein allzu starker amerikanischer Einfluss auf den japanischen Karatefilm dringlichst zu vermeiden ist.
Gefolgt wird diese Szene von einer bizarren Sequenz, in der Sonny Chibas ehemaliger Meister Mas Oyama mit seinen Schülern im Wald trainiert, während alle in kultischer Repetition immer wieder „Chiba, Chiba, Chiba...“ ausrufen. Beide Sequenzen haben keinerlei Verbindung zu dem Rest des Films und gehen wohl auf die Kappe des Co-Regisseurs Simon Nuchtern, der hier einige Szenen im Nachhinein einfügte, offenbar um seinen Namen als mieser Regisseur zu festigen.
Doch diese Anfangsphase birgt wenigstens trashiges Potential, während der übrige Film nur ein hemmungsloser Schnarcher ist. Ich weiß nicht, wie viel Einfluss Simon Nuchtern auf den japanischen Regisseur Ryuichi Takamori hatte, doch beide Männer verfügen scheinbar über kaum Talent. Vollkommen unwichtige Szenen werden auf maximale Länge ausgedehnt. Hier sei eine Nachtclub-Szene erwähnt, die nur dazu dient, ein paar Bösewichte (u.a Exploitatione-Ikonen Rinichi Yamamoto und Hideo Murota) einzuführen und die mich in ihrer erschöpfenden Länge davon überzeigt hat, dass der Regisseur die alte Story aufgegeben hat und diese Figuren dem zu Folge unsere neuen Hauptfiguren sein müssen. Vollkommen irrationale Handlungen leiten die Charakter durch den Film (es war noch nie so einfach in eine schwer bewaffnete Militärbasis zu gelangen, wie hier dargestellt) und mies synchronisierte und viel zu lange Dialogszenen verderben das, was eigentlich ein rasanter Actionfilm sein sollte.
Nicht, dass die Actionszenen viel besser wären. Entgegen der Castangaben einiger Webseiten spielt Karate-Queen Etsuko Shihomi nicht mit und selbst Sonny Chiba wirkt überraschend müde und lustlos. Hinzu kommt die fahrige Kameraführung von Yohio Najakima, der die Kamera bei jedem Anzeichen von Action so wild umherschüttelt, dass man überhaupt nichts mehr vom Kampf mitbekommt und die wenigen Lichtblicke in Form von trashig-brutalen Kampfszenen verwässert werden. Ebenfalls ein Beweis für den schlechten Einfluss amerikanischer Produzenten, der den Kameramann wahrscheinlich dazu gedrängt hat, den unübersichtlichen amerikanischen Stil bei der Aufnahme von Kampfszenen zu wählen, anstelle das Geschehen nach der japanischen Art mit einem übersichtlichen Master-Shot zu filmen. Zurecht blieb dies Najakimas einzige Kameraarbeit in seinem Leben.
Hinzu kommt noch der entnervende Soundtrack, der aus dem immergleichen Anschlagen einer Bass-Seite und einem Synthesizer-vermischten Chor besteht und bis zum Erbrechen wiederholt wird. Immerhin eine stilvolle (allerdings schlecht gealterte) Beleuchtung im Noir-Stil und ein Auftritt der Pop-Sängerin und Schauspielerin Mari Atsumi (samt Nacktszene im Schatten eines Kirchenkreuzes) lenken wenigstens für ein paar Sekunden von der konstanten Langweile des Films ab. Doch genauso wenig wie die Auftritte einiger gern gesehener Gesichter wie Rinichi Yamamoto oder Ryohei Uchida können sie diesen Stinker auch nur Ansatzweise retten.
„And Chiba will execute great vengeance upon them with furious rebukes…”. Dieser leicht abgeänderte Ausschnitt des Bibel-Verses aus dem Intro mag durchaus zutreffend sein, aber nur auf jene bedauernswerten Zuschauer, die den fatalen Fehler begehen, sich „Viva Chiba! The Bodyguard“ anzusehen.
Fazit:
“Viva Chiba! The Bodyguard” zeigt eindrücklich auf, wieso amerikanische Produzenten und Regisseure die Finger von japanischen Karatefilmen lassen müssen und wieso die japanischen Produzenten lieber auf etwas talentiertere und erfahrenere Regisseure gesetzt hätten müssen. Einer von Sonny Chibas schlechtesten Filmen, auch wenn dieser sicher nur bedingt Schuld daran tragen muss.
3 von 10 Punkten = Schlecht!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 15. 12. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Vielleicht liegt dies an den niedrigen Budgets, vielleicht an der Intention der Produzenten, den Stil der trashigen Kung-Fu-Filme aus Amerika zu imitieren, um mehr Kasse zu machen, vielleicht auch an der Unfähigkeit der unerfahrenen Regisseure, von denen der Toei-Routinier Shigehiro Ozawa noch bei weitem der talentierteste ist. Der Grund liegt wohl in einer Kombination aus allen drei Faktoren begraben, zumindest könnte man dies glauben, wenn man sich krude Kost, wie diese amerikanisch-japanische Koproduktion zu Gemüte führt.
Ein Film, dessen Höhepunkt ein zu Anfang zitierter, ironisch abgewandelter Bibelvers Ezekiel 25:17 ist. Ein Vers, welchen Regisseur Quentin Tarantino übernahm, um ihn seinem Jules Winnfield aus Pulp Fiction in den Mund zu legen, bevor dieser seine Opfer ins Jenseits beförderte...
Story:
Nachdem der Karatemeister Chiba (Sonny Chiba) auf einem Flug mehrere Gangster erledigt, die das Flugzeug überfallen wollten, kündet er in einer Pressekonferenz dem organisierten Drogenhandel den Kampf an und bietet sich als Bodyguard für jeden an, der Informationen über die Aktivitäten der Drogenbarone bieten kann. Schnell wird er von der geheimnisvollen Raiko kontaktiert, die Chiba um seinen Schutz bittet und wertvolle Informationen bereit hält. Doch die Frau und ihr Liebhaber Takami (Ryohei Uchida) scheinen weitaus mehr Geheimnisse zu haben, als sie preiszugeben bereit sind. Außerdem haben sich auch diverse Gangster (u.a Rin'ichi Yamamoto, Hideo Murota) an die Spuren der Gruppe geheftet und verlangen um jeden Preis, an den Inhalt eines geheimnisvollen Koffers zu gelangen.
Kritik:
Die ersten 10 Minuten dieses Versuchs, den Chiba-Klassiker „The Bodyguard“ von 1973 zu amerikanisieren, sind auch gleich die Höhepunkte des gesamten Films. In einer hemmungslos schlecht gespielten und inszenierten Sequenz folgen wir dem realen Karatemeister Aaron Banks, der in seiner berühmt gewordenen Karateschule an der Times Square gemeinsam mit einem anderen Kampfsportler diskutiert, ob Sonny Chiba oder Bruce Lee der bessere Kämpfer ist. Die Sequenz, garniert mit einer erbärmlich choreographierten Kampfszene, ist kurios schlecht gespielt und noch mieser inszeniert und bietet ein eindrucksvolles Beispiel, wieso ein allzu starker amerikanischer Einfluss auf den japanischen Karatefilm dringlichst zu vermeiden ist.
Gefolgt wird diese Szene von einer bizarren Sequenz, in der Sonny Chibas ehemaliger Meister Mas Oyama mit seinen Schülern im Wald trainiert, während alle in kultischer Repetition immer wieder „Chiba, Chiba, Chiba...“ ausrufen. Beide Sequenzen haben keinerlei Verbindung zu dem Rest des Films und gehen wohl auf die Kappe des Co-Regisseurs Simon Nuchtern, der hier einige Szenen im Nachhinein einfügte, offenbar um seinen Namen als mieser Regisseur zu festigen.
Doch diese Anfangsphase birgt wenigstens trashiges Potential, während der übrige Film nur ein hemmungsloser Schnarcher ist. Ich weiß nicht, wie viel Einfluss Simon Nuchtern auf den japanischen Regisseur Ryuichi Takamori hatte, doch beide Männer verfügen scheinbar über kaum Talent. Vollkommen unwichtige Szenen werden auf maximale Länge ausgedehnt. Hier sei eine Nachtclub-Szene erwähnt, die nur dazu dient, ein paar Bösewichte (u.a Exploitatione-Ikonen Rinichi Yamamoto und Hideo Murota) einzuführen und die mich in ihrer erschöpfenden Länge davon überzeigt hat, dass der Regisseur die alte Story aufgegeben hat und diese Figuren dem zu Folge unsere neuen Hauptfiguren sein müssen. Vollkommen irrationale Handlungen leiten die Charakter durch den Film (es war noch nie so einfach in eine schwer bewaffnete Militärbasis zu gelangen, wie hier dargestellt) und mies synchronisierte und viel zu lange Dialogszenen verderben das, was eigentlich ein rasanter Actionfilm sein sollte.
Nicht, dass die Actionszenen viel besser wären. Entgegen der Castangaben einiger Webseiten spielt Karate-Queen Etsuko Shihomi nicht mit und selbst Sonny Chiba wirkt überraschend müde und lustlos. Hinzu kommt die fahrige Kameraführung von Yohio Najakima, der die Kamera bei jedem Anzeichen von Action so wild umherschüttelt, dass man überhaupt nichts mehr vom Kampf mitbekommt und die wenigen Lichtblicke in Form von trashig-brutalen Kampfszenen verwässert werden. Ebenfalls ein Beweis für den schlechten Einfluss amerikanischer Produzenten, der den Kameramann wahrscheinlich dazu gedrängt hat, den unübersichtlichen amerikanischen Stil bei der Aufnahme von Kampfszenen zu wählen, anstelle das Geschehen nach der japanischen Art mit einem übersichtlichen Master-Shot zu filmen. Zurecht blieb dies Najakimas einzige Kameraarbeit in seinem Leben.
Hinzu kommt noch der entnervende Soundtrack, der aus dem immergleichen Anschlagen einer Bass-Seite und einem Synthesizer-vermischten Chor besteht und bis zum Erbrechen wiederholt wird. Immerhin eine stilvolle (allerdings schlecht gealterte) Beleuchtung im Noir-Stil und ein Auftritt der Pop-Sängerin und Schauspielerin Mari Atsumi (samt Nacktszene im Schatten eines Kirchenkreuzes) lenken wenigstens für ein paar Sekunden von der konstanten Langweile des Films ab. Doch genauso wenig wie die Auftritte einiger gern gesehener Gesichter wie Rinichi Yamamoto oder Ryohei Uchida können sie diesen Stinker auch nur Ansatzweise retten.
„And Chiba will execute great vengeance upon them with furious rebukes…”. Dieser leicht abgeänderte Ausschnitt des Bibel-Verses aus dem Intro mag durchaus zutreffend sein, aber nur auf jene bedauernswerten Zuschauer, die den fatalen Fehler begehen, sich „Viva Chiba! The Bodyguard“ anzusehen.
Fazit:
“Viva Chiba! The Bodyguard” zeigt eindrücklich auf, wieso amerikanische Produzenten und Regisseure die Finger von japanischen Karatefilmen lassen müssen und wieso die japanischen Produzenten lieber auf etwas talentiertere und erfahrenere Regisseure gesetzt hätten müssen. Einer von Sonny Chibas schlechtesten Filmen, auch wenn dieser sicher nur bedingt Schuld daran tragen muss.
3 von 10 Punkten = Schlecht!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 15. 12. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
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